Ablauf eines Blackouts. Das Bild zeigt eine Stadt, bei der der Strom weg ist.

Ablauf eines Blackouts

Was passiert wirklich, wenn der Strom für Tage ausfällt?

Der Ablauf eines Blackouts: Stellen Sie sich vor, das Licht flackert kurz und geht dann aus. Nicht nur für ein paar Minuten, sondern für Tage oder gar Wochen. Ein großflächiger, langanhaltender Stromausfall – ein sogenannter Blackout – ist eines der realistischsten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Risiken unserer modernen Gesellschaft. Doch was passiert dann genau? Wie sieht der Ablauf eines Blackouts aus und welche Kettenreaktionen werden in Gang gesetzt? Wir zeichnen das Szenario nach, Phase für Phase.

Phase 1: Die ersten Stunden – Trügerische Ruhe

In den ersten Momenten herrscht oft noch eine Art ungläubige Normalität. Doch die Auswirkungen sind sofort spürbar:

  • Haushalt & Alltag: Licht, Fernseher, Herd, Kaffeemaschine – alles ist aus. Auch Ampeln fallen aus, was schnell zu einem Verkehrschaos führt.
  • Kommunikation bricht zusammen: Ihr WLAN-Router hat keinen Strom mehr. Das Internet ist weg. Die Mobilfunkmasten, oft nur für kurze Zeit mit Notstrom versorgt, werden durch die massenhaften Zugriffsversuche schnell überlastet. Einen Notruf abzusetzen, wird zum Glücksspiel.
  • Wirtschaftlicher Stillstand: Kartenzahlungen sind unmöglich. Supermärkte und Tankstellen müssen schließen, da die Kassensysteme nicht mehr funktionieren.
  • Medizinische Notlage: Aufzüge bleiben stecken. Mobile Sauerstoffgeräte für Patienten fallen aus. Arztpraxen und Apotheken können nicht mehr arbeiten.

In dieser ersten Phase des Blackout-Ablaufs wird klar: Unsere hochtechnologisierte Welt ist ohne Strom extrem verletzlich.


Phase 2: Nach 12–36 Stunden – Die Folgen werden systemkritisch

Nach mehr als 12 Stunden zeigen die anfänglichen Ausfälle ihre volle, zerstörerische Wirkung. Die Probleme kaskadieren und greifen nun tief in die kritische Infrastruktur ein. Was anfangs ein Ärgernis war, wird jetzt zur existenziellen Bedrohung.

  • Zusammenbruch der Wasserversorgung: In immer mehr Gebieten bricht die Versorgung zusammen, da die elektrischen Pumpen in den Wasserwerken ausfallen. Es kommt kein Trinkwasser mehr aus dem Hahn und die Toilettenspülung funktioniert nicht mehr. Die hygienischen Zustände verschlechtern sich rapide.
  • Kälte und Hunger werden spürbar: Die seit Stunden ausgefallenen Heizungen lassen die Temperaturen in Wohnungen und Häusern gefährlich sinken. Gleichzeitig ist die Pufferzeit der Kühlschränke und Gefriertruhen vorbei – wertvolle Lebensmittel sind nun aufgetaut und verderben.
  • Kollaps in Pflege & Gesundheit: Krankenhäuser arbeiten im absoluten Notbetrieb und müssen Patienten entlassen. Besonders katastrophal ist die Lage in Pflegeheimen: Die bereits ausgefallene Heizung, die fehlende Wasserversorgung und ausbleibendes Personal führen zu einer lebensbedrohlichen Situation für die Bewohner.
  • Tierleid und Produktionsausfall: In der Landwirtschaft zeigen sich die Folgen des Stromausfalls dramatisch. Die seit Stunden stillstehenden Melkmaschinen und Belüftungssysteme verursachen massives Leid bei den Nutztieren und führen zum Ausfall der Lebensmittelproduktion.

Phase 3: Nach 2–3 Tagen – Die Chaosphase

Diese Phase des Blackout-Ablaufs muss um jeden Preis vermieden werden. Die Gesellschaftsordnung beginnt zu zerfallen.

Die größte Gefahr sind jetzt die unvorbereiteten Menschen, die aus purer Verzweiflung und Not handeln.

  • Ressourcenknappheit: Menschen trinken aus Verzweiflung verschmutztes Wasser, wie Beispiele aus Venezuela zeigten. Supermärkte sind längst geplündert.
  • Zusammenbruch der Hilfsdienste: Auch Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter haben Familien, die sie versorgen müssen. Viele werden nicht mehr zum Dienst erscheinen.
  • Soziale Unruhen: Es kommt zu massiven Ausschreitungen, Plünderungen und Gewalt. In Texas erfroren bei einem sechstägigen Blackout Hunderte Menschen in ihren Häusern.
  • Medizinisches Desaster: Dialysepatienten und Menschen, die auf Sauerstoff angewiesen sind, sterben. Krankenhäuser können keine Versorgung mehr leisten. Ein Kollaps mit potenziell Hunderttausenden Opfern droht.

Phase 4: Die mühsame Wiederherstellung

Selbst wenn der Strom endlich wieder da ist, ist die Krise noch lange nicht vorbei. Der Glaube, dass mit dem Einschalten der ersten Lampe alles wieder normal ist, ist ein Trugschluss. Der Wiederaufbau ist ein Kraftakt, der sich über Wochen oder Monate ziehen kann:

  • Verkehr und Logistik: Die Straßen sind durch unzählige liegengebliebene Fahrzeuge blockiert. Es fehlt an Fahrern und Treibstoff, um die lebenswichtigen Logistikketten wieder in Gang zu bringen.
  • Lebensmittel- und Wasserversorgung: Supermärkte sind leergeräumt und müssen oft erst von verdorbener Ware gereinigt und dann mühsam wieder beliefert werden. Das Wasser aus der Leitung ist durch die Stagnation häufig mit Bakterien kontaminiert und muss erst aufwendig geprüft werden, bevor es wieder trinkbar ist.
  • Gesundheitswesen und Pflege: Krankenhäuser und Pflegeheime müssen desinfiziert und mit Personal sowie Medikamenten versorgt werden, was eine enorme Herausforderung darstellt.
  • Kommunikation und Stromnetz: Das Netz fährt nicht von selbst wieder hoch. Techniker müssen Systeme oft manuell und schrittweise wieder in Betrieb nehmen, was lange dauern kann – besonders wenn sie selbst nicht zu ihrem Arbeitsplatz gelangen.

Ihr Weckruf: Eigenverantwortung statt Vollkasko-Mentalität

Der detaillierte Ablauf eines Blackouts zeigt schonungslos: Wir können uns nicht darauf verlassen, dass „sich schon jemand kümmern wird“. Behörden und Rettungsdienste sind für eine solche flächendeckende Krise nicht ausgelegt. Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen.

Die offizielle Empfehlung lautet, sich für mindestens drei Wochen autark versorgen zu können.

Eine hervorragende Grundlage dafür bietet die Broschüre des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Informieren Sie sich, erstellen Sie Ihre persönliche Checkliste und treffen Sie Vorsorge. Denn Vorbereitung ist kein Zeichen von Panik, sondern von Verantwortung.

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